Sonntag, 23. März 2014

Patricia Highsmith - Die traurige Alte

Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht; irgendeinem gefällt er.
Christian Friedrich Hebbel (1813 - 1863), deutscher Dramatiker und Lyriker


Pat - "Die traurige Alte"     Bleistift-Pencil (18,5 x 18,5cm)



Eines der ersten Fotos, die ich von der talentierten und berühmten Psychothriller-Autorin Patricia Highsmith (1921-1995) entdeckte, zeigt sie - schon älter - in einem dicken Wollpullover, tief über die Schreibmaschine gebeugt. Sie kleidete sich selten "feminin".
Als ich ihr Gesicht sah, fiel mir einerseits auf, daß ihre Kettenraucherei und Sauferei deutliche Spuren in ihrem - in der Jugend hübschen - Gesicht hinterlassen hatte und gleich mein nächster Eindruck war: Sie sieht sooooo traurig aus! Warum? Warum?

In meinen Gedanken setzte ich mich zu ihr an die Schreibmaschine und legte meinen Arm um diese "böse, misanthrophische, versoffene, kranke Alte", wie sie auch beschrieben wird.
Dies war mein erster Eindruck von Patricia Highsmith, der sich bis heute nicht geändert hat. 

Sie lebte die letzten Jahre ihres Lebens am Lago Maggiore in der Nähe von Locarno. Garnicht soweit von meinem heutigem Wohnort entfernt. Sie starb 1995. 
Hätte ich zu ihren Lebzeiten Kontakt zu ihr aufnehmen können, hätte ich diese - menschenscheue Einsiedlerin (je berühmter sie wurde, desto mehr zog sie sich von den Menschen zurück) und Katzenfreundin, die Psychothriller schreiben mußte, um mit dem Leben und dieser Welt überhaupt klar kommen zu können  - zu gerne besucht.

Manche beschreiben sie als echte Misanthrophin, was im Alter noch zugenommen hätte.
Dies strahlt sie aber meiner Meinung nicht aus. Sonst hätte ich sie wohl nicht besuchen wollen. 
Für mich hat sie etwas "menschenscheues".  Dafür spricht auch, daß sie ihrem Verleger Daniel Keel (Diogenes Verlag) ihre persönlichsten Aufzeichnungen erst kurz vor ihrem Tod übergab.
Interviews wären eine große Qual für sie, berichtete sie. Hinterher würde sie sich immer fühlen, 
wie beim Genesungsprozess nach einem Verkehrsunfall. 

Sie brauchte ihr vieles Alleinsein für "Daydreaming" - für ihre Tagträume und konnte selbst gute Freunde nur ein paar Tage lang ertragen. Die Mörder in Patricia Highsmith' Psychothriller fangen vorallem dann an sich zu wehren, wenn die "mörderische Umwelt" sie an ihren lebenswichtigen Tagträumen hindert und so ihre Phantasie abtötet. - Ich kann das nachvollziehen.

Manch' ein "finsteres Gesicht" hat beim genaueren Hinsehen - wenn man sich die Zeit dafür nimmt und sich die Mühe macht - eher etwas Trauriges und auch Zartes, Verletzliches, Ängstliches. 


Pat, 21 J. - "Die traurige Junge"





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