Sonntag, 25. Mai 2014

Every Day in May 2014 #25 - Mark Twain


Papas Aussehen ist oft beschrieben worden, aber ganz unkorekt;
er hat wunderschönes lokkiges graues Haar, kein bißchen zu dick, auch 
nicht zu lang; genau richtig; Eine römische Nase die die Schönheit 
seiner Gesichtszüge sehr vermehrt, gütige blaue Augen und einen kleinen
Schnurrbart, er ist ein sehr lieber Mann, und ein sehr komischer.

Suzy Clemens,13,  Mein Papa, Tagebuch über ihren Vater Samuel Longhorne Clemens




Mark Twain   Studie - Bleistift & Aquarell (Pencil & Watercolor) ca. 25 x 24 cm




Lieber ("Onkel") Mark,

so schön wie Deine Tochter Dich beschrieben hatte, habe ich Dich - bei meinem ersten größeren Aquarell-Portrait - sicher nicht gemalt. Das geht garnicht!
Du hast selber mit Begeisterung gezeichnet, besonders Selbstportraits und Du hattest zugegeben, daß Du einen Mund nicht gut zeichnen könntest und mit Deinem, für Dich typischen, trockenen Humor, hattest Du dies unbeschwert kommentiert:

"Notabene. Ich kriege keinen guten Mund hin, lasse ihn deshalb weg. Reicht auch ohne."

Deinen Mund wegzulassen, hätte ich mich nicht getraut. Im Gegenteil, bei diesem Aquarell habe ich mich sehr reingehängt und einen ganzen, langen Abend dafür gebraucht - in Lasurtechnik.
Trotzdem hätte es noch viel schöner werden sollen, na, vielleicht das nächste Mal!

Weißt Du eigentlich, daß Du mich seit meiner Kindheit bis zum heutigen Tage, ohne Pause, ständig durch mein Leben begleitest? Deshalb habe ich bei meiner Anrede auch "Onkel" in Klammern gesetzt, denn so ein Gefühl habe ich für Dich - mein "Lieblingsonkel Mark".  

Natürlich bin ich ein ganz kleines bißchen enttäuscht, weil Du selber garnicht wie Dein wilder Held "Huckleberry Finn" (freiheitsliebender Junggeselle) gelebt hattest, sondern wie der eher etwas biedere "Tom Sawyer", der ja am Ende des Buches geheiratet hatte. 
Bis zu Deiner Heirat warst Du schon wie "Huckleberry Finn": 
Ich weiß nicht, ob Du Flickenjeans trugst, aber Du hattest längere Haare, rauchtest dicke Zigarren und Maiskolbenpfeifen, trankst ganz gerne mal einen Whiskey über den Durst,  fuhrst als Lotse auf Mississippidampfern und warst Goldgräber. 
Aber dann kam Livy, als Du Dich (Du warst immerhin schon 32 J.!) - erstmalig in Deinem Leben - richtig heftig verliebtest. Sie war für Dich Deine "Seelenschwester" - 
und weißt Du was, ich finde das ganz wunderbar! 

Ob Du mir - Junggeselle - das glaubst oder nicht, ein ganz besonderes Lieblingsbuch von mir ist:

Mark Twain  Sommerwogen  Eine Liebe in Briefen.

DIE LIEBSTEN & LUSTIGSTEN LIEBESBRIEFE, DIE
JEMALS GESCHRIEBEN WURDEN.

Temperamentvoll, witzig, zärtlich - so schrieb Mark Twain 
über dreißig Jahre an seine große Liebe (Ehefrau) Livy.   

Ja, lieber Mark hier hast Du mich völlig erwischt und dieses Buch 
liegt immer auf meinem Nachtschränkchen:
Ich bin total gerührt und verzaubert. Das ist so wunderschön. 
Ich meine, welcher Ehemann schreibt schon seiner Ehefrau jahrzehntelang Liebesbriefe. 
Das hört doch bei den meisten normalsterblichen "Eheleuten" spätestens nach der Hochzeitsreise auf, wenn der sog. "Alltag" eingebrochen ist - und heute gibt es allenfalls mal ne SMS und dann ist zu lesen: "Spül Geschirr!" oder "Mäh' den Rasen!" 

Wenn ich an "Sommerwogen" denke, wird es mir ganz warm ums Herz und dann kommt es mir immer so vor, als wäre ein "Junggesellen-Leben" nicht immer das Gelbe vom Ei und dann werde ich stets etwas melancholisch - aber,
hier habe ich noch ein kleines Geheimnis für Dich, lieber Mark:

"Huckelberry Finn" liegt auch immer auf meinem Nachtschränkchen -
direkt unter den "Sommerwogen".  ;-)

Dein Matthi


 


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