Sonntag, 14. Juni 2015

The Joy Of Dilettantism #2

Die Freude am Dilettantismus (Zweiter Teil)
(Eine kleine polemische Satire! - A little polemic satire!) 


Jeder Fachmann ist in seinem Fach ein Esel
Jean Paul (1763-1825), dt. Schriftsteller 

Every expert in his field is ass-like... (Jean Paul


und ich füge hinzu:
Bei "Dilettant" gleich an "Stümper" zu denken, ist genauso, 
als wenn man bei "Experte" gleich an "Fachidiot" -  denken würde ! 
In Österreich gibt es dafür noch die nette Bezeichnung: "Fachtrottel"! ;-)  

and I add:
To think of "bungler" at once at "dilettante" is the same thing,
as if one would think of "nerd" at once at "expert". ;-)


"Boah ey! Paß auf... da kommt ein Experte!!!"

Dear English speaking readers, please note:
The following thoughts are very complex & complicated.
I do my very best and try to translate some of the most important facts -
but my English skills are still too "dilettantish" (hahaha) -
so you might want also use the "translate-button" - and please follow
the links if interested in this "dilettantish" stuff after all! - Thanks. ;-). 




Interesting facts about Johann Wolfgang von Goethe:
Although he was a "dilettante on arts" himself, he struggled against "Dilettantism" together with Friedrich Schiller (1799). He left behind more than 3000 drawings and watercolors. As an outspoken "dilettante on arts" he even published his well-known "Theory of Colours".  -
He dared a lot as an "dilettante", huh? - Isn't that strange...??? ;-)

Zu Johann Wolfgang von Goethe gibt es etwas sehr Interessantes zu bemerken: 
Einerseits hatte er den "Dilettantismus"1799 (mit tatkräftiger Unterstützung seines Busenfreundes Schiller) mit spitzer Feder bekämpft, andererseits bekennt er freimütig, 
daß er als "Zeichner & Maler" selber Dilettant war!
Seine zeichnerischen Bemühungen hatte er demnach abgewertet, was ihn aber freilich nicht daran hindern konnte, als "Dilettant" (später sprach Goethe in diesem Zusammenhang selber nur noch vom "Pfuscher") seine bis heute bekannte, interessante "Farbenlehre" zu verfassen  - und wie kann man sich erklären, daß Goethe trotz dieser eigenen Abwertung seines malerischen Dilettantismus, über 3000  Werke (vorallem Zeichnungen und Aquarelle) hinterlassen hatte? -
aus "Ganz nah verwandt dem Dämonischen und Genie" 
Das Problem des Dilettantismus bei Goethe und Thomas Mann

Das ist doch merkwürdig, mir kommt dies so vor, als wäre ihm selber sein "dilettantisches Malen & Zeichnen" viel wichtiger gewesen, als er es mit spitzer Feder zugeben wollte - 
oder konnte? 

Die Krönung ist aber, was der bekennende "Dilettant der Bildenden Künste" noch im hohen Alter über seine "Farbenlehre" zu Johann Peter Eckermann zu sagen wußte: 
 „Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein. […] Daß ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zugute […].“   Farbenlehre (Goethe)

Vielleicht paßt auch hier wieder der gute Rat:

"Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen" 

("People who are sitting in glass houses shouldn't throw stones.")


Isn't it  - Sir Goethe? ;-)

Gell - Herr von Goethe? ;-)



PS:
Ach ja - apropos Friedrich von Schiller. Sein endloses "Lied von der Glocke" ist ja weltberühmt und in viele Sprachen übersetzt worden (die armen Kinderlein!), doch diese "Glocke" hat einen zum Brüllen komischen ("dilettantischen"?) Fehler, sie kann nämlich garnicht erklingen, da ihr der Klöppel fehlt - klassisches Beispiel für "Künstlerpech"! -
Vermutlich war der große Experte und Poet von Schiller nachdem er etwa 35 Strophen lang diese übergewichtige Glocke erreimte, selber so benommen, daß ihm dies garnicht aufgefallen war - deshalb wurde dieser opulente Glockenerguß auch schon vielfach parodiert.

Ich darf an dieser Stelle keinesfalls unterschlagen, daß der Herr von Schiller sogar noch ein viel schärferer Gegner des "Dilettantismus" war, als sein  Dichterkumpel Goethe und füge hier auch noch ein kleines, eigenes spontanes, parodistisches Reimlein hinzu
(völlig DILETTANTISCH natürlich, dafür von MIR):

Schiller's famous "Song of the Bell" - translated in many languages (poor kids!) - was already parodied and derided very often, because in his endless poem about a bell he had forgotten a very important thing to let the "Bell" ring: 
The bell clapper! - Wasn't this really "dilettantish"? ;-)
Important fact: 
Schiller even was more insulting against "Dilettantism" as his "poet-buddy" Goethe!  
Here I add a short "satirical poem" of my own...  of course pretty dilettantish
(it's difficult to translate for me, it sounds better in original German because of the rimes)

Schaut nur! - dort oben
Auf dem hohen Berge
In dem Turme hoch enthoben  
Fern ab von der Welt
Der niederen Zwerge
Da hängt die Glocke
Bleiern* und schwer
Doch ach! - einen Ton 
Gibt sie nicht her
Denn der Klöppel
Der fehlt ihr sehr!


*Ich weiß, daß Glocken nicht aus Blei gefertigt sind, sondern meistens aus Zinn-Bronze,
  aber "bleiern-schwer" klingt so schön poetisch und ich meinte auch "enthoben" 
  (kein Schreibfehler!) - ich denke das paßt so schön... ;-)


Weils ach so schön ist noch ein paar nette Reime anderer Poeten:

Meister! hab' mich lang' bezwungen,
Aber nun vernehmt mein Wort:
Eure Arbeit ist misslungen,
Denn die hohe Glocke dort
Hänget starr entseelt,
Weil der Klang ihr fehlt.
Künftig seid nicht so vermessen!
Seht! der Klöpfel ist vergessen.

Eduard Boas (1815-1853)

Es geht natürlich auch viel kürzer... ;-)

Loch in Erde,
Bronze rin.
Glocke fertig,
bim, bim, bim

(anonym)



Übrigens - es war eine FRAU & Romantikerin & Muse (!), Caroline Schelling (1763-1809), 
welche selber schrieb  - vermutlich "dilettantisch" (!), welche 1799 - direkt nach der Veröffentlichung von Schiller's "Glocke" in schallendes Gelächter ausgebrochen war.
Der "große Schiller" reagierte beleidigt und beschimpfte sie: "Dame Luzifer" ! 

By the way : 
a WOMEN & Romantic & Muse (!) Caroline Schelling (1763-1809), who wrotes herself - probably "dilettantish" (!) - was laughing out loud right after Schiller's "Bell" was published.  The "great Schiller" reacted offended and insulted her: "Lady Lucifer"!

  „Über ein Gedicht von Schiller, das Lied von der Glocke, sind wir gestern Mittag fast von den Stühlen gefallen vor Lachen, es ist à la Voss, à la Tieck, à la Teufel, wenigstens um des Teufels zu werden“  (Caroline Schelling).


"Dilettantische Bleistiftskizze" - "Dilettantish Pencil Sketch"

Lieber Fred,
Du hättest diese Skizze sicherlich als "dilettantischen Bockmist" oder sowas in der Art bezeichnet, nicht wahr? 
Komm schon, Dein Stil - mein Stil, ok? - Hauptsache Du denkst das nächstemal an den Glocken-Klöppel! Aber der Gipfel der Frechheit ist für Dich doch sicher, daß ich hier - in aller Öffentlichkeit - an eine faszinierende und berührende Frau erinnere, die Du "Dame Luzifer" nanntest, weil Du gleich so beleidigt warst, nachdem Caroline sich über Deine "Glocke" lustig gemacht hatte. 
Doch dies, lieber Fred, wirkt auf mich - in Anbetracht Deines Professoren - u. Adelstitels - nicht gerade sehr professionell, sondern eher ziemlich "stümperhaft", findest Du nicht auch? - Fred, bist Du noch da - hörst Du mir noch zu? -
Ok - unter uns Männern: Frauen können schon manchmal echt fies sein, aber  -  unter uns Männern: das mit Deiner 35 Strophen-langen Glocke ohne Klöppel... 
ne Du, echt jetzt, das hättest Du nicht bringen dürfen...  Fred? ... ich meine, wie hätte Caroline denn DARAUF reagieren sollen? - Du kanntest sie doch! - 
Daß sie bei solch' einer klöppellosen Glocke vor Ehrfurcht vor Dir in die Kniee sinkt, hättest Du von ihr nicht erwarten können... ne Du, echt...
Fred, bist Du noch da...? Sei doch nicht gleich wieder so beleidigt... war doch alles nur Spaß - dilettantischer Spaß... Fred?  ....  (Text: Matthias Talmeier) 

Dear Fred, 
surely you would have declared this sketch as "dilettantish bullshit" or something like that, huh? 
Com'on, your style - my style, ok?  - The main thing is you don't forget the clapper of the bell, next time! But the heigh of cheek for you certainly may be that I mention - in public - a fascinating and touching lady (Caroline Schelling), which you did call "Lady Lucifer", because you were so offended at once, after Caroline was laughing at your "Bell". But this, dear Fred, appears to me not really professional  in consideration of your titels of professor and nobility. Instead this rather was pretty "bungling", don't you think?- 
Fred, are you still around - are you still listening to me? -
Ok - between men:  women sometimes can be really nasty, but - between men: the thing with your 35 strophes-running "Bell" without a clapper... 
nope, really...  you simply shouldn't have done that .... Fred? ... I'm asking myself, how should Caroline have react on SUCH A THING?  - You did know her! Don't you? - 
You simply not could have expect that she would nearly die of awe at such a clapperless "Bell" ...
nope, not really...
Fred, are you still around...? There's no need to be so offended again, at once... It was just a bit of fun  - dilettantish fun... Fred?  ... (Text: Matthias Talmeier) 

Please note: 
Schiller's world-famous "Song of the Bell" (without a clapper - how dilettantish!) and Schiller's and Goethe's adverse discussion about "Dilettantism" all happened in 1799!   
Because mainly Schiller was insulting against "Dilettantism", I suppose this also could have been caused by Caroline Schelling!? - 

Interessant: 
1799 wurde auch "Über den Dilettantismus" von Schiller & Goethe veröffentlicht!


Caroline Schelling had a bad reputation. 
Together with her little girl she even was thrown into prison by the Prussian Army, because she was sympathetic to the French Revolution. She was smart, she was brave and rebellious and so sensitive at the same time. She was the heart of the early "German romanticism". 
In her hometown Göttingen she was a "persona non grata". She was discriminated by the authority and avoided by the people. She felt so homeless in Germany at her time, that she even thought about to emigrate to America. - 
Schiller & Goethe show up on big stony or bronze memorials all around in the Germany of today - but "who the fuck" was Caroline Schelling: She was a lady after my fancy! 
Anyway I'm an incurable romantic ;-)


Carolines Grab beim Kloster Maulbronn - Caroline's grave at Maulbronn Monastery

                                   Bildquelle (Grabstein) und Kurzbiografie
 


Caroline Schelling hatte keinen schmeichelhaften Ruf.
Sie sympathisierte mit der "Französischen Revolution" 
und war von einem jungen französischen Leutnant schwanger -
sie wurde vom preussischen Militär inhaftiert - :

 "Caroline blieb nach der Haftentlassung in Deutschland als „leichtfertige“ Frau und „Democratin“ gesellschaftlich geächtet und durch die Obrigkeit konsequent diskriminiert.
(...) Als sie ihre Heimatstadt Göttingen besuchte, wurde sie per Dekret zur unerwünschten Person erklärt." (Caroline Schelling, Wikipedia) 

Man merkt bereits, daß die "Romantiker" keineswegs nur "verträumte Naturschwärmer",
sondern durchaus auch rebellisch waren - was ich von den geadelten "Klassikern" nicht gerade behaupten kann!

Über ihre Werke ist folgendes zu bemerken:
„Ihr schriftstellerisches Talent bewies sie [Caroline] am meisten in ihren anmuthig plaudernden, von Verstand, Phantasie, wahrem Kunstsinn und poetischem Geist durchdrungenen, mit Neckerei und feiner Bosheit gewürzten Briefen, den schönsten Frauenbriefen aus der Glanzperiode unserer neueren Litteratur.“ 
(Franz Muncker a.a.O., S. 6) (Caroline Schelling, Wikipedia) 

Eine Frau ganz nach meinem Geschmack! ;-)
Ohnehin bin ich - seit früher Jugend - ein bekennender, unheilbarer "Romantiker",
für die eher kopflastigen (intellektuellen) "Klassiker" konnte ich mich noch nie so richtig begeistern:

"Der Romantiker ortet einen Bruch, der die Welt gespalten habe in die Welt der Vernunft, der „Zahlen und Figuren“ (Novalis), und die Welt des Gefühls und des Wunderbaren. Treibende Kraft der deutschen Romantik ist eine ins Unendliche gerichtete Sehnsucht nach Heilung der Welt, nach der Zusammenführung von Gegensätzen zu einem harmonischen Ganzen. Symbolische Orte und Manifestationen dieser Sehnsucht sind nebelverhangene Waldtäler, mittelalterliche Klosterruinen, alte Mythen und Märchen, die Natur etc. Zentrales Symbol für diese Sehnsucht und deren Ziel ist die Blaue Blume, die wie kein anderes Motiv die romantische Suche nach innerer Einheit, Heilung und Unendlichkeit verkörpert. (...)


Das „Wahre“ wurde nicht im Intellektuellen gesehen, sondern in dem als natürlich und wahrhaftig angesehenen Verhalten des einfachen Volkes. (...)" (Romantik, Wikipedia)

"The "truth" wasn't seen in intelligentsia, 
but instead seen in as natural und true considered behavior of the commonality (...)" (Romantik, Wikipedia)


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