Mittwoch, 28. August 2013

Immer lächeln #06 - keep smiling! :-)

 

... nein, nicht "immer lächeln", es geht auch anders...


diese Bleistiftstudie entstand nach einem Foto aus dem Film "Clash by Night" (1952),
einer ihrer frühen Filme, noch vor "Niagara". 
Diesen schmollenden Blick finde ich einfach umwerfend... 
welche Gedanken sie wohl gerade unter ihrem Blondschopf ausgebrütet hatte? ;-)


Bleistift-Pencil (30 x 20 cm)

Die zarte, meist lächelnde Marilyn war auch berüchtigt für ihre Wutanfälle. Etwas, was man ihr so ohne weiteres garnicht zugetraut hätte und doch brachte sie manch' einen kernigen Mann und gestandenen Regisseur - von Billy Wilder, über John Huston bis  George Cukor - teilweise bis an den Rand eines Nervenzusammenbruchs, denn schließlich war Marilyn ab 1954 Chefin der "Marilyn Monroe Productions" und konnte nur aufgrund von Knebelverträgen von Hollywood zu weiteren Filmen verpflichtet werden, jedoch mit einigen Rechten, z.B. den Regisseur mit auszusuchen und auf Drehbuchänderungen zu bestehen - wovon sie teilweise regen Gebrauch machte und wenn es sein mußte, mit Wutausbrüchen. - 








Über das Malen und Zeichnen von Portraits


Wenn mich jemand fragte, welche ersten Tipps ich hätte, für das ernsthafte Erlernen der Portraitmalerei, dann wären dies meine Antworten (meine rein subjektiven Erfahrungen): 
  • Am Anfang ein sympathisches Gesicht auswählen, welches nachhaltig fasziniert und sich darauf konzentrieren. Man muß längere Zeit unermüdlich üben und schaut sich also immer wieder dieses Gesicht genau an. Wie kontraproduktiv wäre es doch, wenn es eine "Visage" wäre, die man schnell satt hätte...:-)  
  • Es sollte ein "schwieriges" Gesicht sein und junge und schöne Gesichter sind immer besonders schwierig, weil es keine "Ankerpunkte" (wie z.B. Falten, Haken- oder Knollennasen) gibt und deshalb können Winzigkeiten die nicht "stimmig" sind, aus dem schönsten Gesicht ganz schnell eine Fratze machen. Ein winziger Strich in die falsche Richtung oder eine etwas zu blasse oder zu dunkle Schattierung kann alles verderben. - 
  • Warum tut man sich als Portrait-Anfänger diesen Stress mit den "faltenlosen" Gesichtern überhaupt an und dann noch die Monroe? Weil die kleinsten Fehler sofort unbarmherzig wirken - entweder hat man die "Ähnlichkeit" hinbekommen oder eben nicht - aber dies zu erkennen, erscheint mir gerade am Anfang so wichtig!
  • Die ersten Portraitskizzen sehen meistens aus, wie der Geisterbahn entsprungen und das hält eine Weile an - dies ist alles andere als motivierend. Man schämt sich - vor sich selbst und vor dem Portraitierten (selbst wenn dieser schon lange verstorben ist, das hat wohl etwas mit Pietät zu tun) - aber da muß man durch: Ausdauer und Hartnäckigkeit ist angesagt...
  • Ein Vergleich mit anderen Zeichnern und Malern bestätigt schnell, daß die Meisten sich an Marilyn die Zähne ausbeißen (einfach mal "googeln"), bis auch nur eine annähernde Ähnlichkeit entsteht und wenn, dann wird bevorzugt das "Marilyn Monroe-Klischee" als Motiv gewählt, nun, diese unsägliche "üppige 'Blondine' mit schmachtendem Schlafzimmerblick" (gerne werden dafür auch "Bildbearbeitungsprogramme" benutzt) - aber so wollte ich sie nie zeichnen, weil ich sie selber so nicht sehe (und sie selber bekannterweise von diesem Image weg wollte)! In ihrem letzten Interview (Juli 1962) waren ihre letzten Worte: "Please don't make me look like a joke" ("Bitte laßt mich nicht wie ein Witz aussehen"). Diese Bitte ist mein Ansporn beim Zeichnen! 
  • Wie sehe ich Marilyn Monroe's Gesicht heute, nach vielen Zeichenstudien? - Es ist nicht einfach nur "schön", denn dies ist einerseits sehr relativ, andererseits gibt es viele "Schönheiten" in dieser Welt - aber was fasziniert mich? Ich versuche es zu beschreiben -        
  • es ist ein "weiches" mädchenhaftes Gesicht, wobei ich manchmal auch ein kleinwenig "jungenhaftes" durchschimmern sehe. Nie wirkt es "kindisch" oder "puppenhaft" auf mich. Ich würde es nicht als "100 % feminin", sondern eher zu 90% (- 95 %) feminin beschreiben... ich beschreibe hier ihr Gesicht  - nicht ihren Körper!... Ihr Blick ist sehr wach, neugierig, aufgeschlossen. Wenn ihre Augen groß und weit offen sind (nicht dieser unsägliche, "berühmt-berüchtigte", schlitzäugige Schlafzimmerblick!), kommt es mir so vor, als wenn ein unvoreingenommenes, unverdorbenes, aber sehr gewitztes "Kind", voller Erwartung in diese Welt blicken würde! Ein Blick der mich ungemein fasziniert, den ich aber bei "normalen" Erwachsenen so noch nie entdecken konnte. Es ist ein Blick, dem ich blind vertrauen könnte... und entsprechend bin ich bei meinen Zeichenübungen völlig entspannt...;-) Es ist kein "rundliches" Gesicht, sondern länglich, aber nicht sehr schmal. Hätte Marilyn ihr Haar mal zu einem strengen "Pferdeschwanz" gebunden, wäre ihr längliches Gesicht sofort deutlich geworden, aber durch ihre vielseitigen, lockigen Frisuren, fällt es im ersten Moment nicht so auf. Ihr Kinn ist nicht rund, nicht spitz... sondern geht leicht kantig etwas in die Breite... sie hat eine recht hohe Stirn...und hohe, markante Augenbrauen, was die Offentheit ihres Gesichts verstärkt. Dies sind alles Beispiele von Details, die man mit der Zeit erkennen muß, sonst wird es nie etwas mit der Ähnlichkeit...  ;-) 

  • Nach vielen Portraitskizzen kommt irgendwann der Tag, mit dem man schon garnicht mehr gerechnet hatte, da bewahrheitet sich, was der Maler Camille Pissarro (1830-1903) feststellte: 
Es geht nur durch viel zeichnen, alles zeichnen immerzu, so daß du eines schönen Tages zu deiner eigenen Überraschung entdeckst, daß du etwas in seinem wahren Charakter wiedergegeben hast."
Diese Entdeckung ist dann die pure Magie, it's magic, it's like heaven, wenn endlich...endlich, nach endlosem Fratzen-Gekritzel, sag mir...quando, quando, quaaaaaaaaaaaaandooo... auf dem Stück Papier das schöne Gesicht erstrahlt und einen vielleicht sogar anlächelt...  ;-) 
Das gerne bemühte "Talent des Künstlers" wird oft überschätzt. Es geht ums unermüdliche Zeichnen, ums genaue Sehen lernen, um Arbeit und Hingabe. Es ist völlig sinnlos, dazusitzen und darauf zu warten, daß einen die Muse küßt... es kommt definitiv niemand zum Küssen vorbei, grausam, aber es ist die Wahrheit! Es werden auch keine Stühle bewegt, ohne das jemand im Raum wäre... ;-)
Aber wenn man sich fleißig ins Zeug legt und nie schwächelt... kann es durchaus passieren, daß die Muse plötzlich direkt vor einem steht - darauf einen Dom Perignon...(nur kein Neid)...

Bleistift-Pencil (18 x 12 cm)


 
...und im Nu sind endlose, durchgezeichnete Nächte vergessen  - ein tolles Gefühl - aber dies läßt sich nicht beschreiben, das muß man selber erleben...

          also: Ran an die Zeichenstifte! ;-)  




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